Ein etwas anderer Bericht -Sanya Juu im Herbst 2017
Es soll Menschen geben, die sich erst nach ihrer Rückkehr von einer Reise über Land und Leute informieren. So soll unser kleiner Text zugleich Kenntnisse vermitteln und schöne Erinnerungen dokumentieren.

Auf den Wunsch einer erfahrenden Teilnehmerin wurde nicht gemeinsam gebucht, sondern jeder machte das individuell oder zusammen mit seinen Freunden.

Die meisten der rund 50 Millionen Menschen, die in Tansania leben, verstehen sich zunächst als Angehörige einer bestimmten Ethnie, so wie die der Massai und erst nachrangig als Bürger eines Staats. Dieser ist für sie nicht gegenwärtig. Es ist der Stamm, der ihnen eine Lebensgrundlage bietet, für den sie arbeiten, der für sie sorgt und ihnen eine Identität gibt.

In Mammolshain, einem Stadtteil von Kronberg, befindet sich am Taunus seit 1950 das Mutterhaus der Holy Spirit Sisters, einer apostolischen Lebensgemeinschaft.

Es waren zunächst die Portugiesen, die versuchten die arabische islamische Vorherrschaft zu brechen, dann kamen die deutschen und britischen Kolonialherren. Schließlich wurde Tansania 1961 unabhängig von den Engländern. beschreiben.

Irritierend ist es schon, wenn der Pilot auf RheinMain den Start abbricht, zunächst zum Gate zurückrollt, um dann wieder umzukehren und einen neuen Anlauf zu wagen. Da hieß es Augen zu und durch. Nach einem über 11-stündigen Flug von Amsterdam mit einer Boeing 777 der KLM, wurde unsere Reisegruppe vom kleinen Fluglandeplatz mit dem touristenfreundlichen Namen „Kilimandscharo“, in der Nähe der Provinzstadt Arusha, mit einem kleinen Bus der Holy Spirit Sisters abgeholt.

Mit einigen Einschränkungen kann Tansania für uns Europäer im Gegensatz zu anderer afrikanischen Staaten als relativ sicher gelten – möge es so bleiben. Doch Tansania zählt heute zu den ärmsten Ländern dieser Welt. Zwei Zeitzeugen werden die aktuelle politische Situation.

Wir lebten zwei Wochen in Sanya Juu auf einer Farm der Holy Spirit Sisters im Amani-Gästehaus - von Max Kahl entworfen, eine Begegnungsstätte und Bindeglied deutsch-afrikanischer Freundschaft. In zehn zusätzlichen Koffern haben wir Medikamente, orthopädische Hilfsmittel und Sportgerätschaften unbehelligt durch den Zoll gebracht.

Bei den Religionen liegen die Christen nach der Statistik mit rund 40 % vorn - katholische und evangelische halbe-halbe. Der Islam ist eher an der Küste und auf den Inseln verbreitet.

Ein erster Rundgang durch die von der Landwirtschaft geprägten Anlage: Kühe, Schweine, Mais und sogar eine Biogasanlage. Im Bananenwald dann im Unterholz gestrauchelt. Nach dem 1. Weltkrieg machten deutsche Einwanderer den Boden hier unter schwierigsten Bedingungen urbar. Es waren Holländer, die der Familie Brühl die Grundstücke verkauften.

Im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Staaten leben dort Christen und Moslems auch heute friedlich miteinander. In Tansania tummeln sich die unterschiedlichsten Religionsgemeinschaften und Sekten, Zeugen Jehovas, Quäker oder Pfingstgemeinden. Auch gibt es Koranschulen.

Ein Streitgespräch am Abend auf der Veranda: „… wir sollten keine Schulen unterstützen an den die Prügelstrafe praktiziert wird“. Die Gegenposition: „… wir kommen hier nicht um zu missionieren, sondern als Partner.“

Volle Übereinstimmung gab es dagegen bei der Ablehnung der Beschneidung der Männer und der Genitalverstümmelung von Frauen.

Es sind die Missionen wie die unsere Gastgeber, die Krankenhäuser und Schulen unterhalten und den Menschen helfen, die vom ihrem Staat keine Unterstützung erwarten können. Doch die Dorfgemeinschaften sind eher geprägt von den überlieferten Traditionen ihrer Ahnen.

Torsten Dufner gab einen Spitzenjob bei Braun in Melsungen auf, obwohl er dort richtig Geld verdiente. Nach Reisen durch mehrere afrikanische Länder im Land Rover fiel die Entscheidung am Lagerfeuer „nicht mehr auf der Überholspur zu fahren.“ Zehn Jahre hatten die Beiden Geld gespart und entschieden sich für Tansania. Im Internet suchten sie ein Hotelobjekt zwischen dem Flughafen Kilimandscharo und dem Serengeti Nationalpark. Der 70jährige Norbert aus Stuttgart wiederum, suchte einen Käufer für eine ausbaufähige Lodge. Jetzt ist sie ein Schmuckstück und beherbergt Gäste im hochpreisigen Segment.

Der Profit aus dem florierenden Tourismus hilft den Menschen nicht wirklich. Die Armut vor allem in der Fläche, war und ist das größte Problem. Der Traum von einem afrikanischen Sozialismus, einem selbstbestimmten, vom Ausland unabhängigen Weg ist auf der Strecke geblieben. Traditionell sind es die Inder, die nicht nur den Handel, sondern heute inzwischen auch den Tourismus beherrschen. In den letzten Jahren steigt jedoch der chinesische Einfluss stark. Im Jahr 2016 investierte das fernöstliche Land in ganz Afrika über 17 Milliarden Dollar. Jüngstes Beispiel ins die neue Bahnlinie von Nairobi nach Mombasa. Eher bescheiden muten die Hinweise an, dass die gut asphaltierte Straße zum Nationalpark mit Unterstützung Japans gebaut wurde.

Der aktuelle Kampf der Regierung gegen Korruption ist wohl noch nicht entschieden. Tansanias Staatspräsident Magufuli wird als recht umtriebig und durchsetzungsstark beschrieben.

Vergleiche mit einem deutschen Reiseleiter aus Kronberg sind nicht angebracht und wären auch nicht ganz fair…

Wolfgang Herder