Großes Benefizkonzert im Altkönig-Stift für Massai-Schule in Tansania


Sopranistin Margarita Kopp, Dirigent Karl-Christoph Neumann und Gerhard Schroth mit dem Neuen Orchester (Foto: privat)

23. September 2010, Kronberg (ha) – „Ohne dich bin ich nichts," mit diesen programmatischen Worten begrüßte Max-Werner Kahl, Architekt, Organisator des Abends und Förderer des Schulprojektes in Tansania auf Kisuaheli, Englisch und Deutsch die Gäste des Benefizkonzertes im großen Saal des Altkönig-Stift. Damit hatte er einen ethischen Grundsatz der afrikanischen Philosophie auch auf alle Gäste des Konzerts übertragen und zur Solidarität ermuntert. Den Musikern und Sängern dankte Kahl für die großzügige Bereitschaft ohne Gage aufzutreten. So motiviert, musste das Zusammentreffen von europäischer Musik und afrikanischer Kultur zu einem Erfolg werden.

Da war zunächst die tansanische Schwester Eugenia Thomas, internationale Leiterin der Heilig-Geist-Schwestern, die seit gut einem Jahr in der Schwesterngemeinschaft in Mammolshain lebt und ihr neuestes Projekt, eine Schule für Massar-Mädchen in Sanya Juu am Fuß des Kilimanjaro, vorstellte. Sehr anschaulich schilderte Schwester Eugenia den Teufelskreis, dem vor allem die Mädchen in Tansania ausgesetzt sind. Da die Familien kein Geld hätten, könnten sie ihren Kindern den Schulbesuch nicht finanzieren, der zwar in den ersten sechs Jahren kostenlos sei, aber dennoch Geld für Schuluniform, Hefte und Bücher und das Mittagessen erfordere. Aber ohne Bildung erlernten die Mädchen kein Beruf und ohne Beruf verdienten sie kein Geld und so übertrage sich die Armut auf die nächste Generation. „Nur wer lesen und rechnen kann hat eine Zukunft" ist Schwester Eugenia überzeugt, denn „ohne Bildung kann keine Gesellschaft bestehen." Die Schwestern haben zwar schon vor 30 Jahren eine Grundschule gebaut, „aber wir wollen mehr tun" ruft Schwester Eugenia dem Publikum zu und erklärt das Konzept der bereits im Bau befindlichen Sekundarschule. Hier sollen insbesondere Massai-Mädchen ausgebildet werden, denn die Frauen seien das Rückgrat der Familien. „Wenn ein Junge kommt, schicken wir ihn nicht weg, aber wir wollen besonders die benachteiligten Massai-Mädchen unterstützen."

Pianist Gerhard Schroth führte mit musikhistorischen Anmerkungen und launigen Kommentaren durch das Konzertprogramm. Dem Dirigenten des Neuen Orchesters Kronberg, Karl-Christoph Neumann, rief er verschmitzt zu: „Ob das Präludium D-Dur von Bach eine Orchesterfassung verträgt, wer weiß..? Überzeugen Sie uns davon, Herr Neumann!" Die Zuhörer waren überzeugt und applaudierten gern. Es folgten Werke von Christoph Gluck und Benedetto Marcello, die Gerhard Schroth, für die in Kronberg beheimatete Mezzosopranistin Laetitia Cropp, eingerichtet hatte. Im eleganten burgunderfarbenen Abendkleid beherrschte die hochgewachsene Sängerin die Bühne, getragen vom zurückhaltenen Spiel des Orchesters. Die Sopranistin Margarita Kopp, ebenfalls Kronbergerin und viel beschäftigte Solistin, trug in einer raffiniert gerafften, schulterfreien Abendrobe, Stücke von Mozart vor. Die Arie „Nehmt meinen Dank ihr holden Gönner" wurde vom Publikum auch ganz praktisch verstanden, die Spendenbereitschaft war groß.


Die Heilig-Geist-Schwestern aus Tansania, Schwester Eugenia (zweite von links)

Während der Pause gab es für die Besucher eine klangliche Kostprobe aus Tansania, denn die Schwestern hatten ihre Trommeln mitgebracht und sorgten im Foyer des Altkönig-Stifts mit Gesang und Rhythmus für einen Hauch Afrika.

Max-Werner Kahl wies in seinem Lichtbildvortrag auf die architektonischen Besonderheiten der Bauten in Tansania hin, deren wichtigste Aufgabe Standfestigkeit während der häufigen Monsunregen und die Wassergewinnung über das Dach sei. So war es für die Ordensgemeinschaft möglich, eine Farm mit etwa 600 Tieren aufzubauen, deren Ertrag die mittlerweile 230 Schwestern, ihre Mitarbeiter und deren Familien versorgt. Begonnen hatte alles mit zwei Schwestern, die der Limburger Bischof 1964 in das sozialistische Land geschickt schickt hatte. Das Konzert hielt auch eine musikalische Seltenheit bereit, denn eines der weniger Gemshorn-Ensembles Deutschlands spielte auf seinen flötenähnlichen Instrumenten Musik aus der Zeit der Renaissance. Da es die damals sehr beliebten Instrumente aus Gemshorn nicht mehr im Original gibt, werden heute aus afrikanischen Tierhörnern die, in unterschiedlichen Tonlagen spielenden, Hörner nachgebaut.

Mit Bachs Cello Suite Nr. 1 verzauberte Cecile Guillon die Zuhörer und schließlich setzten die Sängerinnen im Terzett, verstärkt durch die Mezzosopranistin Konstanze Callwitz und den Pianisten Gerhard Schroth mit Robert Schumanns Lied „An den Abendstern einen melodischen Schlusspunkt. Insgesamt konnten knapp 3.000 Euro für die Mädchen Schule in Tansania gesammelt werden.

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